Eine Venenschwäche sollte man nicht ignorieren, sagt Dr. Christine Zollmann. Die Fachärztin für Dermatologie und Venerologie weiß, wie wichtig eine frühzeitige Behandlung ist – und gute Kompressionsstrümpfe der neuen Generation.
Manchmal gibt sich eine Venenerkrankung nicht so einfach zu erkennen. Die Anzeichen können vielfältig sein, und nicht immer sind Krampfadern von außen sichtbar. „Das gilt auch bei schweren Erkrankungen“, erklärt Dr. Zollmann, die Zusatzqualifikationen in Phlebologie und Allergologie hat. „Denn Krampfadern können auch in der Tiefe liegen.“ Sie entstehen, wenn die Venenklappen schwächeln. Diese Klappen sind ganz zarte Häutchen innerhalb der Venen. Im gesunden Zustand verhindern sie, dass das Blut auf dem Weg zur Lunge in die falsche Richtung fließt. Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, pendelt das Blut oder fließt zurück – eine Krampfader entsteht.
Schon bei ersten Anzeichen zum Arzt
Dicke, geschwollene Beine, Besenreiser oder ein Schwere- oder Druckgefühl in den Beinen sind oft erste Anzeichen einer Venenschwäche. Aber auch ein Ekzem am Bein kann ein Hinweis auf eine tieferliegende Krampfader sein.
Betroffene sollten nicht zögern, mit diesen Beschwerden zum Arzt zu gehen. „Das geht schon los, wenn die Beine abends dicker sind als morgens“, betont Dr. Zollmann.
Wie erfolgt die Diagnose?
Der Hausarzt oder die Hausärztin selbst kann zwar im Vorfeld eine Vermutung anstellen, aber nicht abschließend beurteilen, ob tatsächlich eine Venenerkrankung vorliegt. Um dies zu klären, ist der Gang zu einem phlebologisch geschulten Facharzt nötig. Dieser führt zur Diagnose eine spezielle Ultraschalluntersuchung durch. „Der Ultraschall ist völlig schmerzlos und dauert nur fünfzehn Minuten“, erklärt Dr. Zollmann. Dabei wird der Blutfluss sichtbar. Im Bedarfsfall kann zusätzlich eine Hautsonografie durchgeführt werden, um nachzuschauen, ob zum Beispiel ein Lipödem oder ein Lymphödem vorliegt. „Insgesamt nehme ich mir für die erste Untersuchung eine halbe Stunde Zeit. So kann ich mit dem Patienten in Ruhe klären, welche Beschwerden er hat und inwiefern er vorbelastet ist.“
Denn: Krampfadern sind Veranlagungssache. „Natürlich gibt es Verhaltensweisen, die ein Venenleiden begünstigen“, sagt Dr. Zollmann. Dazu zählen ganz klar mangelnde Bewegung, zu viel sitzen – und vor allem Übergewicht. „Das Wichtigste aber: Venenschwäche ist eine Veranlagung.“ Patienten und Patientinnen sollten eine Venenschwäche nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zum einen werden die Leiden mit der Zeit schlimmer, zum anderen können erhebliche Komplikationen auftreten. Dazu zählen Stauungsekzeme, Thrombosen, eine Lungenembolie, ein offenes Bein und Venenentzündungen.
Erste Maßnahme: Kompressionsstrümpfe
Wenn Krampfadern festgestellt wurden, sind laut Dr. Zollmann Kompressionsstrümpfe unbedingt empfehlenswert. „Das gilt vor allem bei Stauungsgefühlen oder wenn die Beine im Laufe des Tages dicker werden.“ Die Strümpfe erzeugen von außen Druck auf das Gewebe des Beines sowie auf das geschädigte Venen- und Lymphsystem, das dadurch entlastet wird. Zudem wird verhindert, dass zu viel Blut in die falsche Richtung fließt und sich Wasser im Gewebe ansammelt.
Beim Tragen überzeugt
Patientinnen und Patienten sind im ersten Moment oft nicht begeistert, wenn sie hören, dass sie Kompressionsstrümpfe tragen sollen. „Aber sie sind wirklich darauf angewiesen“, weiß Dr. Zollmann. „Und wenn sie die Strümpfe erst mal zwei Wochen getragen haben, sind sie ganz begeistert, weil die Beschwerden deutlich abgenommen haben. Es gibt heute so schöne Strümpfe in tollen Farben und Materialien, sodass es meinen Patienten ganz leichtfällt, sich daran zu gewöhnen.“
Welche Art von Kompressionsstrümpfen eine Patientin oder ein Patient tragen sollte, entscheidet der Arzt und stellt das entsprechende Rezept aus. Vom individuellen Befund hängt dann zum Beispiel ab, welche Kompressionsklasse nötig ist und wie lang der Strumpf sein muss. Wichtig ist auch die Form des Beines, um zu entscheiden, ob ein Rundstrickstrumpf ausreicht oder ein Flachstrickstrumpf nötig ist.
Die Kompressionsstrümpfe in der Schublade liegen zu lassen, hält Dr. Zollmann für keine gute Idee. „Wenn ein Arzt ein solches Rezept ausstellt, hat er dafür gute Gründe“, betont sie. „Und schließlich haben hochwertige Kompressionsstrümpfe auch ihren Preis, der sich durch die positive Wirkung aber mehr als bezahlt macht.“
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Minimalinvasiv gegen Krampfadern
Gerade vor einer Operation ist das Tragen der Strümpfe wichtig, um das Bein optimal vorzubereiten. Für den Eingriff selbst wählt Dr. Zollmann minimalinvasive Verfahren wie Laser oder Radiowellen, die ambulant durchgeführt werden. „Diese Methoden funktionieren ohne Narkose und ohne Schnitte“, erklärt Dr. Zollmann. „Lediglich die Vene wird lokal betäubt.“ Während des Eingriffs wird eine Faser in die kranke Vene eingeführt, die Laserenergie beziehungsweise Radiowellen abgibt. Die Vene wird dadurch verschlossen und schließlich vom Körper abgebaut.
Die Patienten merken, wie gut Ihnen die Strümpfe tun.
Nach dem Eingriff sollten noch einmal vier Wochen lang Kompressionsstrümpfe getragen werden. Je nach Befund kann dies sogar dauerhaft nötig sein. „Manchmal darf man auch Kompromisse machen“, sagt Dr. Zollmann. „Wenn es zum Beispiel sehr heiß ist, gehen auch mal Kniestrümpfe. Aber das sollte die Ausnahme bleiben. Außerdem merken die Patienten ja, wie gut die Strümpfe ihnen tun.“
Viel bewegen - und ab und zu die Füße hochlegen
Eine Venenschwäche bleibt ein Leben lang. Umso wichtiger ist es für Betroffene, sich kontinuierlich um ihre Gesundheit zu kümmern. Pflanzen und Kräuter wie rotes Weinlaub oder Rosskastanienextrakt werden zwar immer wieder ins Spiel gebracht, wenn es um sanfte Mittel zur Linderung von Krampfadern geht; Dr. Zollmann schätzt deren Wirkung allerdings gering ein. „Solche Präparate können unter Umständen eine Schwellneigung mildern“, sagt die Ärztin. „Ohne Kompression bringt das aber nichts.“
Was Dr. Zollmann ihren Patienten und Patientinnen ebenfalls ans Herz legt: Übergewicht vermeiden und so viel Bewegung wie möglich in den Alltag einbauen. Wer seine Arbeitszeit im Büro verbringt, kann ebenfalls einiges tun: „Man sollte nicht den ganzen Tag mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzen“, rät Dr. Zollmann. „Regelmäßig aufstehen, Kniebeugen und Zehenstände machen – damit ist schon einiges getan.“ Und nicht vergessen: ab und zu die Beine hochlegen, das entlastet die Venen. Und tut einfach gut.
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