Diabetes gilt als eine der weit verbreiteten Volkskrankheiten. Das Tückische der Erkrankung ist die Schwierigkeit, sie frühzeitig festzustellen. Oft werden die Anzeichen für Diabetes spät bemerkt, da sie zunächst kaum auffallen. Wir erklären dir, wie du der Krankheit vorbeugen kannst und die Anzeichen erkennst, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen durch den rechtzeitigen Beginn einer Therapie zu vermeiden. Erfahre auch, worauf du achten kannst, wenn du die Diagnose Diabetes bereits erhalten hast.
Diabetes: Inhaltsverzeichnis
Was ist Diabetes?
Diabetes mellitus ist der Überbegriff für die weitläufig auch als „Zuckerkrankheit“ bezeichnete Erkrankung des Stoffwechsels. Dabei werden zwei Typen unterschieden: Bei Erkrankten tritt entweder einen Mangel des Hormons Insulin auf (Typ 1) oder die Insulinwirkung ist vermindert (Typ 2). Eine Kombination von Mangel und verminderter Wirkung ist ebenfalls möglich.
Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist für den Abbau des Blutzuckers zuständig. Wenn durch die Erkrankung diese Funktion nicht mehr gewährleistet ist oder die Wirkung des Insulins abnimmt, erhöht sich die Blutzuckerkonzentration im Blut.
Die Gefahren der Zuckerkrankheit
Eine zu hohe Zuckerkonzentration im Blut schädigt das Gewebe und die Organe – besonders betrifft das Blutgefäße, Nerven und innere Organe. Dies kann daher zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungen führen, zum Teil mit lebensgefährlichen Komplikationen:
- erhöhtes Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt
- Gefäßschädigungen (diabetische Angiopathie)
- Netzhautschäden (Retinopathie)
- Nierenerkrankungen (Nephropathien)
- Nervenerkrankungen (diabetische Neuropathie/Polyneuropathie)
- periphere Durchblutungsstörungen (pAVK)
- erhöhtes Demenzrisiko
- chronische Wunden und Geschwüre, vor allem an Beinen und Füßen (diabetisches Fußsyndrom)
- Funktionsstörungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Verdauungssystems und des Bewegungsapparates
Die verschiedenen Diabetes-Typen und deren Folgeerkrankungen
Im Folgenden möchten wir dir die verschiedenen Diabetes-Typen und Folgeerkrankungen genauer beleuchten und dich zu Ursachen, Symptomen und Therapie aufklären.
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Alles zum Typ 1 Diabetes
Was ist Diabetes mellitus Typ 1?
Bei Typ-1-Diabetes greifen körpereigene Antikörper die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstören sie. Dadurch gelangt zu wenig bis gar kein zuckerzersetzendes Insulin in die Blutbahn: die Körperzellen können den Zucker in Folge nicht mehr in ausreichender Menge aufnehmen. Er reichert sich im Blut an und sorgt für einen dauerhaft erhöhten und damit gefährlichen Blutzuckerspiegel.
Diabetes Typ 1 tritt erstmals vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 12 und 24 Jahren auf.
Wie entsteht Typ 1 Diabetes?
Warum das Immunsystem das körpereigene Gewebe angreift und zerstört, ist bislang ungeklärt. Daher kann Diabetes derzeit auch noch nicht geheilt werden. Die Diagnose bleibt also ein Leben lang. An der Entstehung des Typ-1-Diabetes sind vermutlich sowohl Erbfaktoren als auch Umwelteinflüsse beteiligt. Ein eindeutiger Zusammenhang konnte allerdings noch nicht nachgewiesen werden.
Woran erkennt man einen Diabetes mellitus Typ 1?
Typische Symptome eines beginnenden Typ-1-Diabetes können sein:
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Gewichtsabnahme
- starkes Durstgefühl
- häufiges Wasserlassen
- Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ohne erkennbare Ursache
- ausgetrocknete oder juckende Hautstellen
- chemisch riechende Ausatemluft (Acetongeruch)
Wie kann man Diabetes Typ 1 vorbeugen?
Da es sich um eine vererbte Krankheit handelt, die hauptsächlich ohne Einfluss von äußeren Faktoren auftritt, gibt es noch keine wissenschaftlich gesicherten Maßnahmen, die Diabetes mellitus Typ 1 vorbeugen.
Wie verläuft eine Therapie bei Diabetes Typ 1?
Der zentrale Baustein im Umgang mit Diabetes mellitus Typ 1 ist die Versorgung der Patienten mit Insulin, da der Körper keine eigenständige Versorgung mehr gewährleisten kann. Ziel ist es, die Insulinzufuhr, die von außen erfolgen muss, angepasst an Ernährung, Aktivität und aktueller Lebenssituation möglichst genau einzustellen.
Während bei Typ 1 Diabetes ein Insulinmangel die Ursache der Erkrankung ist, handelt es sich bei Typ 2 um eine Insulinresistenz.
Alles zum Typ 2 Diabetes
Was ist Diabetes mellitus Typ 2?
Beim Diabetes mellitus Typ 2 handelt es sich um einen gesteigerten Blutzuckerspiegel aufgrund einer Insulinresistenz. Dies bedeutet, dass zwar ausreichend Insulin im Körper vorhanden ist, dieses bleibt jedoch wirkungslos, da die Körperzellen nicht mehr auf das Insulin ansprechen. Dadurch können sie den Zucker nicht mehr aufnehmen und er reichert sich im Blut an. Der Körper produziert daraufhin zunächst mehr Insulin und gleicht so die Resistenz für einige Jahre aus. Allerdings kann die Bauchspeicheldrüse die erhöhte Insulinproduktion nicht lange aufrechterhalten, sodass die bereitgestellte Menge im weiteren Verlauf der Erkrankung wieder sinkt und die ersten Symptome auftreten. Dann spricht man von einem manifesten Typ-2-Diabetes.
Wie entsteht Typ 2 Diabetes?
Viele Faktoren begünstigen die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Einerseits scheint Vererbung eine Rolle zu spielen, da er familiär gehäuft auftritt. Andererseits trägt auch der Lebensstil zur Erkrankung bei, wobei vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel häufig in der Vorgeschichte von Typ-2-Diabetikern zu finden sind. Fettgewebe produziert Botenstoffe, die einer Insulinresistenz Vorschub leisten können. Weitere Risikofaktoren sind hoher Blutdruck, ungesunde Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen, Stress und Fettstoffwechselstörungen.
Woran erkennt man einen Diabetes mellitus Typ 2?
Die ersten Diabetes Typ 2 Symptome sind in der Regel eher unspezifisch: Müdigkeit und Abgeschlagenheit, eine erhöhte Infektionsneigung, trockene Haut oder schlecht heilende Wunden lassen zunächst nicht auf eine gravierende Stoffwechselerkrankung schließen. Deshalb bleibt der Typ-2-Diabetes zu Beginn oft unerkannt oder wird nur zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung festgestellt. Typische Symptome, die auf Diabetes Typ 2 hinweisen können, sind gesteigerter Durst und häufiger Harndrang – der Körper versucht, den überschüssigen Zucker über den Urin wieder loszuwerden. Wer diese Symptome an sich beobachtet, sollte daher seinen Blutzuckerspiegel vom Arzt überprüfen lassen.
Wie kann man Diabetes Typ 2 vorbeugen?
Eigentlich kann jeder sein individuelles Diabetesrisiko reduzieren. Denn neben erblichen Faktoren spielt insbesondere die Lebensführung eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes Typ 2. Eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie regelmäßige körperliche Bewegung tragen viel dazu bei, das Krankheitsrisiko zu senken. Bei Übergewicht ist eine Gewichtsabnahme zu empfehlen, Fettstoffwechselstörungen sollten ärztlich behandelt werden.
Wie verläuft eine Therapie bei Diabetes Typ 2?
Bei einer Erkrankung sind Bewegungstherapie und Gewichtsreduzierung in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung zunächst die Mittel der Wahl. So kann die Gewichtsabnahme in vielen Fällen schon helfen, den Blutzuckerspiegel deutlich zu senken. Regelmäßige körperliche Bewegung hilft ebenfalls, da sich der Zuckerstoffwechsel durch diese reguliert, wodurch die Zellen wieder besser auf Insulin ansprechen. Auf diese Weise kann das Spritzen von Insulin zur Regulierung des Blutzuckers oft über viele Jahre hinausgezögert werden.
Bei langfristigem Verlauf kommt das Insulin allerdings trotzdem zum Einsatz, wenn die Hormonproduktion der Bauchspeicheldrüse altersbedingt nachlässt. Wichtig ist, dass der Blutzuckerspiegel im Normalbereich gehalten wird, um Folgeschäden wie zum Beispiel das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden.
Häufige Folgeerkrankungen bei Diabetes
Für Diabetes-Patienten besteht ein erhöhtes Gesundheitsrisiko, da eine Reihe von Erkrankungen aus einem manifesten Diabetes heraus entstehen können. Um die möglichen Gefahren besser erkennen zu können und ihnen – sofern möglich – vorzubeugen, erklären wir die häufigsten Folgenerkrankungen bei Diabetes:
Diabetische Angiopathie
Was ist eine Diabetische Angiopathie?
Diabetische Angiopathie umfasst Gefäßerkrankungen, die sich als Folge einer Diabeteserkrankung entwickeln können. Dabei kommt es zu Verengungen in den Arterien, die sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zu den Organen des Körpers transportieren. Dadurch entsteht eine Unterversorgung, welche die Funktion der betroffenen Organe stört und diese langfristig schädigen kann.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen unterschieden: einer Mikro-Angiopathie, die vor allem die kleinen Gefäße betrifft, und einer Makro-Angiopathie, die zu Verengungen (Stenosen) in größeren Blutgefäßen führt. Mikro-Angiopathien betreffen meist die Blutgefäße der Nieren, der Augen, des Gehirns sowie des Herzmuskels. Makro-Angiopathien verengen hingegen große Arterien im Gehirn oder im Hals sowie die Herzkranzarterien oder die großen Schlagadern der Beine.
Wie entsteht eine Diabetische Angiopathie?
Bei diabetischer Angiopathie werden unter anderem die Zellen angegriffen, welche die Arterien von innen auskleiden. Sie bilden bei einem gesunden Menschen eine glatte Schicht (Endothel), an der Ablagerungen nicht haften bleiben. Wird dieses Endothel durch den erhöhten Blutzucker geschädigt, entstehen raue Stellen, an denen sich Ablagerungen, sogenannte Plaques, bilden können. Im Frühstadium verursachen sie keine Beschwerden. Aber im Laufe der Zeit lagern sich an diesen Herden weitere Plaques ab, die mit der Zeit verkalken. So entsteht eine Engstelle, durch die weniger Blut fließt, sodass es zu einer Unterversorgung der dahinterliegenden Organe und des dahinterliegenden Gewebes kommt. Das beeinträchtigt wiederum deren Funktion und verursacht – je nachdem, welches Organ betroffen ist und wo die Stenose auftritt – Störungen sowie ein erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko.
Wie zeigt sich eine Diabetische Angiopathie?
Typische Angiopathie-Symptome lassen sich kaum benennen, da die Stenosen nahezu überall im Körper auftreten können und oft lange Zeit unbemerkt bleiben.
- Mikro-Angiopathien der Niere werden oft nur zufällig bei routinemäßigen Laboruntersuchungen entdeckt, wenn ein bestimmtes Eiweiß (Albumin) in ungewöhnlich hoher Konzentration ausgeschieden wird.
- Ist das Auge betroffen, treten ebenfalls lange Zeit keine Symptome auf. Erst im späteren Verlauf kommt es zu Sehstörungen wie unscharfem, verschwommenem Sehen sowie zu dunklen Flecken oder Schleiern im Sichtfeld. Das sind die ersten Anzeichen einer sogenannten Retinopathie, die bei schwerem Verlauf bis zur Erblindung führen kann.
- Sind Gefäße im Gehirn betroffen, kann sich dies durch Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen, Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen bemerkbar machen.
- Angiopathien in größeren Gefäßen (Makro-Angiopathien) können im Frühstadium einen abgeschwächten Puls sowie kalte Füße und Hände oder Schmerzen bei längeren Gehstrecken verursachen.
Da es ausgesprochen schwierig ist, eine beginnende Angiopathie zu erkennen, sollten Diabetiker regelmäßig ärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch nehmen, um Frühsymptome rechtzeitig identifizieren zu lassen.
Wie lässt sich eine Diabetische Angiopathie behandeln?
Die Behandlung einer Angiopathie zielt vor allem auf eine Minimierung von Risikofaktoren wie hohem Blutzuckerspiegel, Rauchen, Alkohol, Übergewicht und Bluthochdruck ab. Ebenso wichtig ist eine Verbesserung der Durchblutung. Im Vordergrund steht zunächst die optimale Einstellung des Blutzuckers.
Die Behandlung von Mikro-Angiopathien ist nicht ganz einfach, denn die betroffenen Blutgefäße sind zu klein, um operiert zu werden. So wird versucht, die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern, um den Bluteinstrom in den betroffenen Bereich zu erhöhen. Stenosen in größeren Blutgefäßen können durch verschiedene operative Verfahren erweitert werden, dazu gehören:
- die Abtragung der Plaques (Kalkausschälung)
- die Dehnung des verengten Gefäßes mittels eines Ballonkatheters (Ballonkatheterdilatation)
- Bypass-Operationen
- das Implantieren eines Röhrchens (Stent), welches das verengte Gefäß offenhält und so den Blutfluss verbessert
Diabetische Neuropathie
Was ist eine Diabetische Neuropathie?
Bei der diabetischen Neuropathie handelt es sich um eine spezifische Art von Störung des peripheren (außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegenden) Nervensystems, die ausschließlich Menschen betrifft, die an Diabetes leiden.
Wie entsteht eine Diabetische Neuropathie?
Der zu hohe Zuckergehalt im Blut schädigt die Nervenzellen, wodurch es zu Funktionsstörungen und sogar zum Absterben von Nerven kommt. Je nachdem, welche Nervenbahnen betroffen sind, macht sich die diabetische Neuropathie durch sehr unterschiedliche Symptome bemerkbar. Auch Nerven, die Organe wie Leber, Herz oder Nieren steuern oder Sinnesreize weiterleiten, können davon betroffen sein und entsprechende Funktionsstörungen verursachen.
Wie zeigt sich eine Diabetische Neuropathie?
Alle Organe in unserm Körper sind von Nervenzellen durchzogen. Sie steuern zum Beispiel Bewegungen und Organfunktionen, leiten Tast- und andere Sinneswahrnehmungen zu Gehirn und Rückenmark weiter und melden als Schmerzfasern Verletzungen und Schädigungen. So vielfältig die Aufgaben dieser Nerven sind, so unterschiedlich kann auch das Erscheinungsbild einer diabetischen Neuropathie sein:
- Bei einer Schädigung von Nervenfasern, die Umgebungs- und Tastreize weiterleiten, zeigen sich Fehlempfindungen, Kribbeln, Jucken, Brennen, Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühle und ein verringertes oder verändertes Temperaturempfinden.
- Bei geschädigten Schmerzfasern haben Betroffene Schmerzen ohne erkennbaren Anlass oder ein fehlendes Schmerzempfinden.
- Bei Schädigungen von Organnerven (autonome Neuropathie) entstehen Herzrhythmus- oder Verdauungsstörungen, die sich unter anderem in Form von Blutdruckschwankungen, Übelkeit, Erbrechen, Blasenschwäche, Schluckstörungen oder Impotenz manifestieren können.
- Bei Schädigung von motorischen Nerven können Muskelschwäche, Muskelschwund, Lähmungen, Gangunsicherheit oder Stolpern Symptome sein.
- Sind Nervenfasern des Auges betroffen (diabetische Retinopathie), macht sich dies durch Sehstörungen bemerkbar; bei schwerem Verlauf kann es sogar zur Erblindung kommen.
Wie lässt sich eine Diabetische Neuropathie behandeln?
Die ärztliche Behandlung besteht überwiegend in der Patientenaufklärung und in einer strikten Kontrolle und Einstellung des Blutzuckers, um eine fortschreitende Schädigung des Nervensystems aufzuhalten. Dabei ist die Mitarbeit des Betroffenen entscheidend.
Eigenständige Kontrollen des Blutzuckerspiegels und des Blutdrucks sowie eine gesunde Lebensweise mit Verzicht auf Nikotin und Alkohol, die ihrerseits Nerven schädigen können, sind dazu unverzichtbar. Je nach Beschwerdebild können verschiedene Maßnahmen eingeleitet werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern:
- Gewichtsreduzierung bei Übergewicht
- Schmerztherapie
- medikamentöse Therapie
- Einlagen, orthopädische Schuhe oder Schienen
- Physiotherapie (Wärme- oder Kältetherapie, Elektrotherapie, Bewegungstherapie wie Gymnastik oder Gangschule, Massage)
- bei Funktionsstörungen innerer Organe gezielte Therapien, um die Funktionsstörung auszugleichen (zum Beispiel ACE-Hemmer oder Antiarrhythmika bei Herzrhythmusstörungen oder Implantation eines Magenschrittmachers bei schweren Störungen der Magenfunktion)
- begleitende Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen
Diabetisches Fußsyndrom
Was ist das Diabetische Fußsyndrom?
Das diabetische Fußsyndrom entsteht als Folgeerscheinung von einem gestörten Stoffwechsel oder Nervenerkrankungen auf der Grundlage einer Diabeteserkrankung. Die Hauptsymptome eines diabetischen Fußsyndroms (DFS) sind chronische Wunden, die sich bei ungünstigem Verlauf zu einem Wundbrand (Gangrän) verschlechtern können. Die Auswirkungen können lebensgefährlich sein. Wenn das abgestorbene Gewebe durch Bakterien besiedelt wird, kann es zu einer umfassenden Infektion des umliegenden Gewebes einschließlich der knöchernen Strukturen sowie zu einer Blutvergiftung kommen. Massive Deformationen (Charcot Fuß) oder letztlich auch die Amputation des betroffenen Fußes können die Folge sein. Auch kleine Wunden oder offene Stellen am Fuß müssen daher genauestens kontrolliert sowie richtig gepflegt und behandelt werden.
Wie entsteht ein Diabetisches Fußsyndrom?
In der Vorgeschichte des diabetischen Fußes spielen folgende Faktoren oft eine Rolle:
- Erkrankungen kleiner und kleinster Gefäße (diabetische Angiopathie)
- Nervenschädigungen (diabetische Polyneuropathie)
- Durchblutungsstörungen (periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Bluthochdruck und Rauchen stellen zusätzliche Risikofaktoren für eine pAVK dar. Diese Nervenschädigung führt dazu, dass die Betroffenen Schmerzen nicht mehr spüren – zum Beispiel bei einer Fehlhaltung oder -belastung der Füße, durch zu enges oder scheuerndes Schuhwerk oder bei einem Fremdkörper im Schuh.
So entgehen Betroffenen zunächst auch kleine Wunden an den Zehen oder an den Fußballen. Deren Entstehung wird durch die zunehmend trockene und rissige Haut, die durch eine Neuropathie gefördert wird, noch begünstigt. Durch die verringerte Durchblutung und die Stoffwechselstörung heilen die Wunden schlecht ab und werden chronisch. Besonders gefährdet, ein diabetisches Fußsyndrom zu entwickeln, sind Diabetespatienten, bei denen mehrere Risikofaktoren (Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel, Stoffwechsel- oder Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck) gleichzeitig vorliegen.
Wie zeigt sich ein Diabetisches Fußsyndrom?
Die ersten Symptome sind oft schon lange vor der Entstehung des diabetischen Fußes zu beobachten:
- Fehlempfindungen in den Füßen (Jucken, Kribbeln, Ameisenlaufen)
- schlechtes Tastempfinden („eingeschlafene Füße”)
- schlecht oder gar nicht zu tastender Puls im Fuß
- schmerzende Beine bei längeren Gehstrecken, die zu häufigem Stehenbleiben zwingen (sogenannte „Schaufensterkrankheit“)
Diese Anzeichen können auf Durchblutungsstörungen, eine beginnende periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder Nervenschädigungen hinweisen. Schlecht abheilende Wunden stellen das Hauptsymptom des diabetischen Fußsyndroms dar.
Wie lässt sich einem Diabetischen Fußsyndrom vorbeugen?
Um das eigene Risiko zu minimieren ist geeignetes Schuhwerk, das nicht drückt, scheuert oder einengt, vor allem dann, wenn das Tastempfinden und die Sensibilität verringert sind, besonders wichtig. Sogenannte Bequemschuhe mit weichem, nahtfreiem Innenfutter und Polsterungen oder Weichpolstereinlagen können das Risiko von Druckstellen und Verletzungen an den Füßen verringern. Auch individuell angefertigtes orthopädisches Schuhwerk („Diabetiker-Maßschuh”) hilft.
Außerdem ist eine regelmäßige Kontrolle und Pflege der Füße unbedingt notwendig. Dabei sollten die folgenden Punkte Beachtung finden:
- Täglich die Füße auf sichtbare Veränderungen (vermehrte Hornhautbildungen, Risse unter oder zwischen den Zehen, Rötungen) oder kleine Wunden kontrollieren
- Die Verwendung einer pH-neutralen, rückfettenden Seife bei der Fußpflege
- Fußbäder kurzhalten (ca. drei Minuten), um ein Aufweichen der Haut zu vermeiden, lauwarmes Wasser verwenden (bei Bedarf Kontrolle mit Badethermometer)
- Vorsichtiges Abtrocknen der Füße mit einem weichen Handtuch, besonders zwischen den Zehen
- Regelmäßige Entfernung von Schwielen oder Hühneraugen von diabetologisch geschulten Fußpflegern – viele Krankenkassen erstatten die Kosten für eine medizinische Fußpflege
- Sorgfältige Fußhygiene durch täglichen Wechsel der Strümpfe
- Zurückfeilen der Fußnägel anstatt Schneiden, Ecken der Nägel abrunden, um ein Einwachsen zu verhindern
- Tägliches Eincremen der Füße mit fettreichen, nicht parfümierten Hautcremes, um ein Austrocknen und Rissbildung zu vermeiden (für Diabetiker geeignete Produkte sind oft entsprechend gekennzeichnet)
- Nicht barfuß laufen, um die Verletzungsgefahr zu senken
- Keine Selbstbehandlung und keine Fußbäder bei kleinen Verletzungen – Hautverletzungen an den Füßen sollten umgehend dem behandelnden Arzt gezeigt werden
Darüber hinaus helfen alle Maßnahmen, welche die Durchblutung der Füße und der Beine fördern, zum Beispiel häufige kurze Spaziergänge oder Bein- und Fußgymnastik. Auch Diabetikersport in geeigneten Gymnastikgruppen kann helfen, die Durchblutung zu fördern und körperliche Fitness zu bewahren.
Da Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, ein lebenslanges Risiko tragen, ein diabetisches Fußsyndrom zu entwickeln, ist der richtige Umgang mit der Erkrankung entscheidend. Kurse zur Diabetikerschulung, die das nötige Grundlagenwissen dazu vermitteln, sollte jeder Betroffene absolvieren.
Wie können Weichpolster-Einlagen bei Diabetes helfen?
Hochwertige Weichpolster-Einlagen wie die ErgoPad soft Diabetes schützen die empfindlichen Füße, indem sie an kritischen Stellen für Entlastung sorgen. Sie sollten deshalb bereits vor ersten Symptomen getragen werden.
Die Weichbettung des Fußes durch Einlagen senkt signifikant das Risiko von Verletzungen der Haut bei Diabetikern.
PD Dr. Alexander Mehlhorn
Facharzt im Zentrum für Fuss- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Kliniken München Harlachingen
Ihr mehrschichtiger Aufbau fängt Druckbelastungen ab und verteilt diese beim Gehen gleichmäßig über die gesamte Lauffläche. So werden insbesondere Druckstellen an der Ferse und am Großzehen-Grundgelenk verhindert, die beim Gehen besonders hohen Belastungen ausgesetzt sind. In Verbindung mit geeignetem Schuhwerk, das eine weiche Innenpolsterung und keine drückenden Nähte aufweist, oder mit Bequemschuhen schützen die Einlagen die Füße wirkungsvoll vor Druckstellen und reduzieren so das Risiko, ein diabetisches Fußsyndrom zu entwickeln.
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