Bei Wirbelfrakturen denken viele Menschen zuerst an Querschnittslähmungen. Doch längst nicht jede Fraktur der Wirbelsäule zieht auch das Rückenmark in Mitleidenschaft oder muss operiert werden. Wie kompliziert eine Wirbelsäulenfraktur ist, hängt von vielen Faktoren ab: Zum Beispiel davon, wo die Bruchstelle sitzt und wo die Bruchlinien verlaufen, wie viele Fragmente es gibt und wie stark sie verschoben sind oder ob sie in den Rückenmarkskanal ragen. Dementsprechend unterschiedlich fallen auch die Therapieansätze aus, die von einer konservativ-frühfunktionellen Übungsbehandlung – also einer frühzeitigen Stabilisierung des betroffenen Abschnittes durch kurzzeitige Ruhigstellung und anschließende krankengymnastische Behandlung ohne operativen Eingriff – bis hin zu aufwendigen Operationen reichen. Weiterhin ist auch die Nachsorge wichtig, um langfristig eine optimale Beweglichkeit und Schmerzfreiheit sicherzustellen. Bei der Nachbehandlung eines Wirbelbruchs der Lendenwirbelsäule spielen stützende Orthesen eine wichtige Rolle.
Wie kommt es zu einem Wirbelbruch?
Die Wirbelsäule setzt sich aus 24 Wirbeln zusammen. Diese sind durch die Bandscheiben und ein System von Bändern miteinander verbunden. Ein einzelner Wirbel besteht aus einem kompakten Wirbelkörper und einem dahinter liegenden Knochenring, dem Wirbelbogen, der an den Seiten und an der Rückseite knöcherne Fortsätze trägt. Die übereinander liegenden Wirbelbögen bilden den Spinalkanal, der das Rückenmark schützt und seitliche Austrittsstellen für die Spinalnerven bietet. Zu einem Bruch kommt es meist, wenn Gewalt von außen auf die Wirbelsäule einwirkt. So sind Stürze und Unfälle die häufigsten Ursachen von Wirbelfrakturen, die allerdings auch durch eine Osteoporose bedingt sein können.
Wie erkennt man eine Wirbelfraktur?
Wenn Wirbel brechen, spüren die Betroffenen oft einen heftigen, örtlich begrenzten Schmerz. Die Beweglichkeit ihrer Wirbelsäule wird stark eingeschränkt und sie nehmen automatisch eine Schonhaltung ein. Sind Nerven oder das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen, treten oft auch neurologische Begleitsymptome wie Lähmungen, starke, stechende oder brennende Schmerzen oder Taubheitsgefühl auf. Sicher kann ein Wirbelbruch aber nur durch bildgebende Verfahren (wie eine Röntgenaufnahme oder Computertomografie) diagnostiziert werden.
Wichtig:
Instabile Wirbelsäulenfrakturen müssen in der Regel so schnell wie möglich operativ versorgt werden, um dauerhafte Schäden am Rückenmark zu verhindern oder zumindest zu begrenzen.
Welche Formen von Wirbelfrakturen gibt es?
Grundsätzlich wird zwischen stabilen und instabilen Wirbelsäulenfrakturen unterschieden. Bei stabilen Frakturen sind Weichteile und Bänder nicht in Mitleidenschaft gezogen und der Spinalkanal ist nicht verengt. Glücklicherweise handelt es sich bei etwa 85% aller Wirbelsäulenfrakturen um stabile Frakturen. Sie heilen in der Regel ohne Operation aus. Dabei werden – insbesondere bei Wirbelkörperfrakturen der Lendenwirbelsäule – Orthesen oder Korsetts eingesetzt, um die betroffenen Segmente zu stabilisieren und die Schmerzen zu reduzieren. Anschließend sollten die Betroffenen möglichst frühzeitig auch physiotherapeutisch mobilisiert werden. Schwieriger wird es bei instabilen Brüchen. Hier sind entweder Bruchstücke des Wirbelkörpers gegen den Spinalkanal verschoben oder der Wirbelbogen wurde sogar ganz durchtrennt, wodurch Bruchstücke in den Spinalkanal ragen und schlimmstenfalls das Rückenmark verletzen können.
Eine Sonderform – der Wirbelbruch bei Osteoporose
Ein Sonderfall sind Wirbelsäulenfrakturen, die maßgeblich durch eine Osteoporose („Knochenschwund“) verursacht werden. Osteoporose entsteht durch den Abbau von Kalzium in den Knochen, wodurch deren Bruchfestigkeit abnimmt. So können Brüche, die sehr häufig den Wirbelkörper betreffen, schon bei geringen Belastungen oder sogar spontan auftreten. Der entmineralisierte Wirbel sackt zusammen oder bricht an der Vorderkante ein. Dadurch verliert er an Höhe, sodass sich die ihn umgebenden Bänder lockern, wodurch wiederum das betroffene Segment instabil wird. Brechen die Vorderkanten mehrerer übereinander liegender Brustwirbel ein, entsteht zudem eine übermäßige Vorwärtskrümmung der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose). In früheren Zeiten wurde sie recht uncharmant als „Witwenbuckel“ bezeichnet, was der Tatsache geschuldet war, dass vor allem Frauen nach den Wechseljahren von Osteoporose betroffen sind. Inzwischen können solche dauerhaften Deformationen, die auch die Herzfunktion und die Atmung beeinträchtigen können, durch eine frühzeitige Behandlung gelindert werden. Durch moderne Operationsverfahren lassen sich eingesackte Wirbel in vielen Fällen wieder auffüllen. Dazu ist meist nur ein minimalinvasiver Eingriff („Schlüssellochchirurgie“ mit kleinstmöglicher Schnittführung) nötig, was auch die Genesungsdauer nach der Operation erheblich verkürzt.
Der Einsatz von Orthesen nach Wirbelfrakturen
Orthesen können bei verschiedenen Formen von Wirbelfrakturen zum Einsatz kommen, sowohl bei konservativ-frühfunktionellen Behandlungen als auch in der Nachbehandlungsphase nach Operationen. Bei einem Wirbelbruch der Lendenwirbelsäule (LWS) stützt und stabilisiert eine Orthese (ähnlich wie ein Korsett) das betroffene Segment und verhindert so unerwünschte Bewegungen, die das Behandlungsergebnis gefährden würden. Die Stützfunktion trägt darüber hinaus zur Schmerzlinderung bei und ermöglicht so wieder Bewegung, ebenso wie Sitzen im Alltag und ein effektiveres Übungs- und Eigenübungsprogramm. Eine solche Orthese ist zum Beispiel die Spinova Support Plus, die modular aufgebaut ist und für Stabilität im gesamten Bereich der Lendenwirbelsäule sorgt. Zudem schließt sie den unteren Abschnitt der Brustwirbelsäule mit ein und ermöglicht so eine aufrechte Haltung der LWS in physiologisch korrekter Stellung (Lordose).
Die Richtung der Krafteinwirkung und der Umfangsdruck sind über Zugbänder individuell einstellbar. Außerdem werden über die große Rückenpelotte Krafteinwirkungen auf den LWS-Bereich, das Becken und das Kreuzbein verteilt, wodurch der verletzte Bereich wirkungsvoll entlastet wird. Bei mehrstufigen Therapien können stabilisierende Elemente wie die Pelotten – dem Stand der Genesung entsprechend – nach und nach abgebaut werden, was den Übergang zur normalen Funktion erleichtert. So begleitet die Spinova Support Plus ihren Träger sicher durch alle Phasen der Nachbehandlung und ist ein wichtiger Baustein bei der Mobilisierung und Rehabilitation nach Wirbelsäulenfrakturen.
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