Mehr als die Hälfte aller Patienten, die regelmäßig Kompressionsstrümpfe tragen, leidet unter trockener Haut. Wenn diese die Beine schuppen lässt oder Juckreiz verursacht, meiden viele jedoch die hilfreichen Strümpfe. Das ist verständlich, denn das eng anliegende Gewebe kann gerade für Menschen, die zu Hautaustrocknungen neigen, unbequem werden. Doch wenn Kompressionsstrümpfe aus medizinischen Gründen wie zum Beispiel einem Venenleiden unverzichtbar sind, muss eine Lösung gefunden werden. Aber wie kommt es überhaupt zum Feuchtigkeitsverlust der Haut und was kann man dagegen tun?
Was versteht man unter trockener Haut?
Die gesunde Haut ist von einem feinen Feuchtigkeitsfilm überzogen, in dem winzige Fetttröpfchen – sogenannte körpereigene Lipide – und andere Feuchthaltefaktoren enthalten sind. Dieser Film hält die Haut geschmeidig und schützt sie vor Krankheitserregern und Umwelteinflüssen. Von trockener Haut spricht man, wenn dieser Lipidfeuchtigkeitsfilm nur unzureichend gebildet wird. Problematisch ist dies vor allem dann, wenn es zum Beispiel zur Bildung winziger Risse oder wunder Stellen kommt. Denn dadurch können Bakterien, Pilze oder chemische Stoffe in die Haut eindringen und dort Entzündungen oder Reizungen verursachen. Ebenso können sich Ausschläge oder Ekzeme durch trockene Haut an Beinen, Armen oder anderen Körperstellen entwickeln.
Woran erkennt man trockene Haut?
Trockene Haut macht sich vor allem durch sichtbare Hautschuppen bemerkbar, die an ausgetrockneten Hautstellen gehäuft auftreten. Auch gesunde Haut ist von abgestorbenen Hautzellen überzogen, die das sogenannte Stratum corneum, die Hornschicht der Haut, bilden. Bei einem intakten Feuchtigkeitsfilm sind diese jedoch nicht zu sehen. Der feine Film aus Wasser, Fetttröpfchen und gelösten Stoffen (auch Hydrolipidfilm genannt) hält die ziegelartig übereinanderliegenden Hornschuppen zusammen und sorgt für eine gleichmäßige, geschmeidige Textur der Haut. So bildet der Hydrolipidfilm eine intakte Schutzbarriere gegen äußere Einflüsse. An trockenen Hautstellen fehlt dieses Bindemittel, sodass sich die Hornschuppen lockern und Feuchtigkeit aus der Haut verdunsten kann. In Hautarealen, in denen die Haut ihre Feuchtigkeitsbalance verliert, lösen sich die Hautschuppen in großer Anzahl und werden als weiße Auflagerung sichtbar. Juckreiz und gespannte oder gerötete Hautstellen weisen ebenfalls oft auf trockene Haut hin und sind Anzeichen für örtliche Reizungen durch Umwelteinflüsse oder Mikroorganismen.
Wie entsteht trockene Haut?
Störungen des Hydrolipidfilms der Haut entstehen oft aus einem Zusammenspiel von individuellen Faktoren und Umwelteinflüssen. Veranlagung – genauer gesagt, der individuelle Hauttyp – spielt dabei eine große Rolle. Manche Menschen neigen eher zu trockener Haut als andere. Dabei bilden die Talgdrüsen der Haut anlagebedingt weniger Fett, sodass es schon bei vergleichsweise geringen Anlässen oder sogar ganz ohne ersichtlichen Grund zur Entwicklung trockener Hautstellen kommt. Doch auch ein intakter, gut ausgebildeter Hydrolipidfilm kann durch verschiedene Faktoren geschwächt werden:
- Schwitzen (die vermehrte Flüssigkeitsbildung sorgt für ein Auswaschen von Lipiden und Feuchthaltefaktoren, die der Haut dadurch verloren gehen)
- häufiges Waschen mit Seife (Seife löst den normalen Fettfilm der Haut und entfernt ihn)
- Flüssigkeitsmangel
- Heizungsluft
- kalte Luft im Winter
- Fehl- oder Mangelernährung
- hormonelle Verhütungsmittel („Pille“)
- Parfums und Reinigungsmittel, Haushaltschemikalien
- Alkohol, Rauchen
Außerdem kann trockene Haut durch verschiedene Erkrankungen wie Diabetes, Neurodermitis, Schilddrüsenunterfunktion, Allergien oder Erkrankungen des Verdauungstraktes verursacht werden. Durch hormonelle Veränderungen kann trockene Haut zudem auch in der Schwangerschaft und in höherem Lebensalter vermehrt auftreten.
Hinweis:
Trockene Haut ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Sie kann ein Anzeichen für verschiedenste leichte, aber auch schwerere Erkrankungen sein. Kontinuierliche Beobachtung ist hier wichtig.
Warum betrifft trockene Haut die Beine?
Besonders von Austrocknung gefährdet sind Hautregionen, die weniger durchblutet sind und weniger Talgdrüsen besitzen als andere Hautareale. Hier stehen weniger Nährstoffe für den Aufbau des Hydrolipidfilms zur Verfügung: Die Fettproduktion durch die Talgdrüsen ist vermindert. Das trifft besonders auf die Unterschenkel zu, aber auch auf die Knöchel- und Knieregion sowie auf die Füße.
Was kann man gegen trockene Haut tun?
Um den Hydrolipidmantel der Haut intakt zu halten, sind in erster Linie eine regelmäßige Hautpflege und eine gesunde Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr wichtig. Dadurch werden die notwendigen Bausteine für den Schutzfilm von innen und von außen bereitgestellt. Zudem sollten trockene Hautstellen mehrmals täglich mit Pflegecremes – idealerweise parfumfrei – versorgt werden. Denn diese stellen die nötigen Feuchthaltefaktoren bereit und unterstützen die Haut dabei, ihren Schutzfilm wiederherzustellen.